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Studienprojekt (6 SWS/17 Credits):

Inszenierungen der Macht

Geschichte und Theorie Künstlicher Welten

Dr. Ute Holl
Mag. Alessandro Barberi

Um das Verhältnis von Ästhetik und Politik im Nationalsozialismus aus medientheoretischer Perspektive zu betrachten, wird das Projekt die Frage nach der Produktion, Konstitution und Beschaffenheit eines bestimmten Wahrnehmungsraumes aufwerfen: inwiefern hat der zunehmend generalstabsmäßige Einsatz von Sprache, Kunst und Medien im Dritten Reich zur Transformation von Wahrnehmungsstrukturen geführt, zu einer Neukonfiguration sozialer Räume, einer Reorganisation von Verhaltensweisen und zur Produktion eines kollektivierten Imaginären, das in der Lage war, das Grauen kriegerischer und exterminatorischer Politik offenbar als Wunscherfüllung zu tragen und zu ertragen.
Zunächst werden wir genauer auf Fragen der Übergänge und Kontinuitäten eingehen, um zu klären, inwiefern überhaupt von einer faschistischen oder nationalsozialistischen Ästhetik die Rede sein kann: einerseits lassen sich im Dritten Reich Fortführungen der Traditionen künstlerischer Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts erkennen, andererseits kann etwa Leni Riefenstahl bis heute und mit Erfolg ihre Kunst als Ausdruck eines reinen und überhistorischen Schönheitsideals verteidigen. Konkreter werden wir dann aus medientheoretischer Perspektive (Proseminar "Ästhetisierung der Politik", Ute Holl), aus filmhistorischer Perspektive (Proseminar "Faszinierende Entfesselung ..." Ute Holl) und aus diskurshistorischer Perspektive (Proseminar "Totalitäre Sprachen" Alessandro Barberi) versuchen, zu beschreiben, wie die Re-Organisation eines bestimmten Erfahrungsraumes zum "Lebensraum" vorgenommen wurde. Im Rahmen des Projekts soll untersucht werden, wie in dessen Strukturen die Repräsentationsformen von Geschichte, Gesellschaft, Natur und Identität als Mythos, Volk, Reich und Führer erscheinen und damit eine ästhetisch begründete Politisierung der Massen als Ende jeder politischen Partizipation durchgesetzt werden konnte.

Weiterführende Links:  Semesterapparat in der Bibliothek

Richtet sich an: A, B, G, M